Laos - Land der Millionen Elefanten
Thailand/Sukhothai 30.8.2013
Die Demokratische Volksrepublik Laos ist ein langer schmaler Streifen inmitten Südostasiens und gleichzeitig der einzige Binnenstaat der Region. Laos grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Burma, hat knapp sieben Millionen Einwohner aufgeteilt auf 49 Ethnien und eine Fläche von 236.800 km2. Etwa 90% der Landesfläche sind von Gebirgen in Nord-Süd-Richtung mit Höhen über 2000 Meter geprägt. Die höchste Erhebung der Phu Bia ragt 2.819 über den Meeresspiegel. Die übrige Region, in der sich auch die Hauptstadt Vientiane befindet, ist ein kleines Tiefland an der Süd- und Südwestgrenze zu Thailand. Der bedeutendste Fluss des Landes ist der Mekong, der sich bei Saigon in Südvietnam in ein über 39.000 km2 großes Delta verzweigt. Das Mekong-Flussdelta hatte ich während meines Aufenthalts in Saigon gesehen und die Faszination darüber war bis zum jetzigen Zeitpunkt erhalten geblieben. Somit stand von Beginn an fest, dass ich meinem Lieblingsfluss auch in Laos einen Besuch abstatten würde. Zudem bildet der Mekong auf einer Länge von rund 1.000 Kilometern die Grenze zu Thailand und Burma. In Summe fließt er knapp 1.900 Kilometer durch laotisches Gebiet. Auch die größte Stadt des Landes, Vientiane und die Provinzhauptstadt Luang Prabang liegen am Mekong. Eine Rückblende in die Geschichte von Laos zeigt eine sehr wechselhafte Entwicklung, die im Wesentlichen von den Machtgelüsten der Nachbarn geprägt wurde. Ab dem 5. Jahrhundert vor Christus wurde das Gebiet von einem Volk bewohnt, das als Kha bekannt ist und unter der Oberhoheit von Funan stand, einem mächtigen hinduistisch-buddhistischen Staat auf dem heutigen Gebiet Süd-Kambodschas und Vietnams. Es folgten wechselvolle Jahrhunderte von Krieg, Frieden und goldenen Zeitaltern. Während des Vietnamkriegs verhielt sich Laos neutral und es gab keine offizielle Kriegserklärung der USA. Das hieß aber nicht, dass das Land vom Krieg verschont geblieben wäre, ganz im Gegenteil. Die CIA rekrutierte in den 1960er und 1970er Jahren eine geheime Hmong-Armee, einer Minderheit aus den Bergregionen, und führte einen bis heute unbeachteten Krieg gegen kommunistische Kräfte. Marc Eberle dokumentierte dies in seinem Dokumentarfilm „Amerikas geheimer Krieg in Laos“. Auch der Ho-Chi-Minh Pfad, ein System aus parallel verlaufenden Pfaden, Straßen, Brücken und einer Dieselpipeline, über den die nordvietnamesische Armee ihre Truppen verschob und mit Nachschub versorgte, verlief bekanntermaßen zu einem wesentlichen Teil durch das Land. Nach Schätzungen wurden über Laos während des Vietnamkriegs bei den amerikanischen Flächenbombardements 2,5 Tonnen an Sprengsätzen pro Einwohner abgeworfen. Aus diesem Grund gehört Laos zu den am schwersten bombardierten Ländern der Welt (Quelle: „Wikipedia“). Im Osten des Landes ist in einigen Provinzen nach wie vor mit Blindgängern und Minen zu rechnen und Vorsicht geboten, wenn man abseits der Straße durch die Wildnis streift. Als die Nordvietnamesen schließlich im Jahr 1975 in Saigon einmarschierten und die US-Streitkräfte besiegten, führte dies zu einer Kettenreaktion unter den Kommunisten in Südostasien. In Kambodscha ergriffen die Roten Khmer die Macht und in Laos wurde nach einem unblutigen Putsch die Demokratische Republik ausgerufen. Die 600 Jahre andauernde Monarchie war damit beendet. Trotz dieser kommunistischen Revolution ist die laotische Gesellschaft dem Theravada-Buddhismus verpflichtet geblieben. Der einstige Name „Königreich der Millionen Elefanten“ weist auf die große Anzahl von Elefanten hin, die noch immer in Laos leben, die aber auch hier bereits gefährdet sind. Jedenfalls landeten wir am frühen Nachmittag des 26. Juli von Hanoi kommend wohlbehalten in Luang Prabang. Schon am kleinen, gänzlich neuen modernen Flughafen offenbarte sich eine ganz andere Welt im Vergleich zu Vietnam. Wir stiegen vom Flugzeug über die Treppe auf das Rollfeld umgeben von Bergen und grüner Landschaft. Es gab keine Spur von hektischer Betriebsamkeit, Lärm oder Unruhe. In der Ankunftshalle bildete sich dann eine kleine Schlange vor dem Schalter zur Visaerteilung. Das war der einzige Punkt, der mich nervte, denn dieses Visa-Getue der verschiedenen Staaten könnte man auf ein absolutes Minimum für Spezialfälle reduzieren, anstatt die Touristen, die ohnehin Geld ins jeweilige Land bringen, abzuzocken. In Laos gibt es noch die Besonderheit, dass unterschiedliche Nationen auch verschiedene Beträge zu zahlen hatten. Es gab Länder, von dessen Bürgern nichts verlangt wurde, und andere, von denen relativ hohe Beträge zu berappen waren. Österreich liegt leider im oberen Bereich, wir mussten pro Person 35 Dollar aufbringen. Die Unterschiede erklären sich offenbar mit gewährten Wirtschaftsunterstützungen einzelner Staaten. Das ist kein sehr sensibles Vorgehen der laotischen Behörden und erzeugte einen Anflug von Missstimmung bei mir. Als Freigeist sind mir solche Zustände ein Dorn im Auge. Der freundliche Empfang unseres sehr gut deutsch sprechenden Führers samt sympathischen Fahrers und die herrliche Landschaft ließen mich meinen Ärger allerdings schnell vergessen. Bald verließen wir den Flughafen und nur wenige Kilometer entfernt war schon die ruhige Stadt zu sehen. Luang Prabang liegt an der Mündung des Khan-Flusses in den Mekong und war das Herz der laotischen Kultur seit die Stadt im Jahr 1353 zur Hauptstadt des Königreichs Lane Xang erklärt wurde. Da gab es kein Gehupe, Gedränge oder Geschiebe, alles verlief gelassen, friedlich und unspektakulär. Das Verkehrsaufkommen war gering und der Zustand der Straßen besser als ich dachte. Ich musste eingestehen, dass ich offenbar ein falsches Bild vom Land hatte. Im Bereich der Infrastruktur dürfte sich in den letzten Jahren einiges zum Besseren gewandt haben. Auch kamen mir die Menschen nicht bettelarm vor und Touristen gab es ebenfalls mehr, als ich vorher angenommen hatte. Ich hielt in Folge unseren Führer mit meinem Wunsch, gleich ein Motorbike mieten zu wollen, ein wenig in Trab. Es stellte sich nach dem dritten erfolglosen Versuch heraus, dass man dabei besonders aufpassen musste. Augenscheinlich existiert vor Ort eine Art Motorbike-Mafia, die frisch vermietete Bikes von den Touristen stiehlt. Diese müssen dann den Neupreis ersetzen, egal wie alt das Rad ist, und nach Abreise der Mieter taucht das Bike unter Umständen beim Vermieter wieder auf. Es stand also die These im Raum, dass es hier eine Kooperation zwischen diesen beiden Seiten geben könnte. Auch erschienen mir die Mietpreise ungewöhnlich hoch und man verlangte meinen Pass als Pfand, was ich sowieso entschieden ablehnte. Im Nachhinein war ich dann froh, dass es nicht geklappt hatte, denn es wäre gar nicht nötig gewesen, da wir vom etwas außerhalb im Grünen gelegenen Hotel ohnehin einen Shuttle-Service in die Stadt hatten und tagsüber mit dem Auto unterwegs waren. Für mich bewahrheitete sich an dieser Geschichte wieder eine alte spirituelle Weisheit: Dinge, die schwer in Gang kommen oder, wo offene Widerstände auftreten, sind besser zu unterlassen, anstelle diese mit Druck erzwingen zu wollen. Sonst könnte es passieren, dass man später die Rechnung serviert bekommt. Im sehr schönen Hotel lernte ich die Menschen als überaus gastfreundlich und sympathisch kennen. Viele trugen ein Lächeln im Gesicht, wenn sie mit mir sprachen und ich erfuhr sofort ein wichtiges Wort der laotischen Sprache: „sabaidii“, was in etwa mit „willkommen“ oder „hallo“ übersetzt werden kann. Abends besuchten wir den wirklich schönen Markt in der Stadt, wofür eigens die Hauptstraße gesperrt wurde. Dort gab es ausnahmsweise auch einmal Produkte, die ich als kaufbar einstufte und das obligatorische Handeln machte ebenfalls Spaß. Danach fanden wir nach einigem Suchen und schon sehr hungrig abseits vom Touristenrummel ein nettes familiäres Restaurant. Alles war sehr sauber und gepflegt und die Suppe mit Gemüse schmeckte fantastisch. Natürlich durfte auch das obligatorische Reisgericht nicht fehlen. Später gesellte sich noch eine junge Schweizerin zu uns, die sich ebenfalls in die kleine Nebengasse „verirrt“ hatte. Zu dritt genossen wir das herrliche laotische Essen und den schönen Beginn unseres Aufenthalts. Wir wohnten inmitten einer herrlichen Gartenanlage mit kleinen Bächen, Teichen, Brücken und Blick auf die schöne Bergwelt. Allerdings war es sehr feucht und bedingt durch die Regenzeit kam es immer wieder zu heftigen Regengüssen. Am nächsten Morgen startete unser Besuchsprogramm nach einem tollen Frühstück mit dem Besuch zahlreicher Tempelanlagen und des Königspalastes in Luang Prabang. Die Tempelanlagen werden in Laos „Wat“ genannt. Ein Tempelkomplex umfasst in der Regel mehrere Gebäude und die Hauptgebetshalle, den sim. Der Baustil und die Gestaltung des Dachs variieren von Ort zu Ort. Die Gebetshallen im Luang-Prabang-Stil haben auffällige vielstufige Dächer, die fast bis zum Boden reichen. Die dominierende Schmuckfarbe in den laotischen Wat ist gold und symbolisiert das Sonnenlicht. Die zahllosen Schablonierungen, Vertäfelungen, Flachreliefs, bunte Fliesen- oder Glasmosaike und Wandmalereien zeigen geometrische Muster und religiöse Lehrszenen. Es können auch verschiedene Glaubensvorstellungen, zum Beispiel Elemente des Hinduismus, synkretistisch vereint sein. Die Funktion eines Wat reicht weit über Gebet und Kult hinaus. Häufig beinhaltet eine Anlage ein Kloster, Schulen, medizinische Versorgungseinrichtungen und dient auch als eine Art Gemeindezentrum. Alle Tempel sind zudem von einer Außenmauer umgeben. Vor dem Eingang zu einem Wat muss der Besucher seine Schuhe ausziehen, was bei Besichtigung von mehreren Anlagen anstrengend werden kann. Am Beginn stand die Besichtigung des Wat Mai Souvannapoumaram in der Nähe des Königspalastes. Das Gebäude aus dem Ende des 18. Jahrhunderts gilt als eines der schönsten der Stadt und war bis zum Jahr 1975 die Residenz des höchsten Würdenträgers der buddhistischen Kirche von Laos. Auf prächtigen goldenen Relieftafeln der Türe der vorderen Galerie ist hier die Geschichte des Pra Wat, der vorletzten Reinkarnation des Buddhas, dargestellt. Die hölzerne Ordinationshalle (sim) fällt durch ein bemerkenswertes fünfstöckiges Dach im typischen Luang-Prabang-Stil auf. Anschließend führte uns der Guide zum Königspalast mit krönender goldener Turmspitze in laotischem Stil, der im Jahr 1904 von den Franzosen errichtet worden war. Leider war es im Palast nicht erlaubt, Fotos zu machen, da offenbar noch Angst um einen möglichen Königskult besteht. Wir sahen die Empfangsräume, den Thronsaal und die Privatgemächer und der Führer erzählte vom ausschweifenden Leben des letzten Königs. Dieser kümmerte sich, wie es so oft bei höchsten Würdenträgern der Fall ist, weniger um sein Volk als viel mehr um seine Frauen, was offenbar auch seinen Fall beschleunigte. Im Jahr 1976, ein Jahr nachdem er ins Exil geschickt wurde, hat man den Palast in ein Museum umgewandelt. Der wertvollste Kunstschatz des Museums ist Pra Bang, eine Statue des stehenden Buddha aus angeblich massivem Gold, des Namenspatrons der Stadt. Vermutlich wird es sich dabei bloß um eine Kopie handeln und das Original wird in einem Banktresor verwahrt. In einem Nebengebäude ist eine Sammlung alter Staatskarossen des letzten Königs, vornehmlich US-amerikanischer Bauart, zu sehen. Rechts von der Zufahrtsstraße zum Palast steht ein noch nicht ganz fertiger neuer Tempel ohne Namen, der mir durch seine grüne leuchtende Farbe außen und seine unglaublich schönen gold-rubinroten Innensäulen aufgefallen ist. Gegenüber befindet sich das imposante Denkmal des franzosentreuen Königs Sisavang Vong, der angeblich um die 50 Kinder hatte. Die Dichte an tollen Sehenswürdigkeiten war allein an diesem Platz bereits enorm, doch wir befanden uns erst am Anfang unserer Tour. Gegenüber dem Königspalast erhebt sich der Hügel Phu Si, von dessen zahlreichen Tempeln auf seiner Anhöhe vom 18. Jahrhundert noch fünf Stück übrig geblieben sind. Der im Jahr 1804 errichtete That Chom Si krönt die Kuppe und von dort startet während der Feierlichkeiten des laotischen Neujahrsfestes im April der Fackelzug. Wesentlich interessanter als die Tempelanlagen ist nach Überwindung der 328 Stufen am Gipfel allerdings der Ausblick über die Stadt, die beiden Flüsse und die umliegende Bergwelt. Am Abgang auf der anderen Seite des Hügels trifft man auf eine kleine Höhle mit beleuchteten Buddhafiguren und den obligaten Fußabdruck Buddhas in einem Schrein. Weiter ging unser Tempelrundgang zum schönen Wat Senne, der neben goldenen Türreliefs und einem eifrigen handwerklichen Treiben junger Mönche noch mit einem Bootshaus mit prächtig geschnitzten Rennbooten aufwarten konnte. Einmal im Jahr findet am Khan Fluss dieses traditionelle Bootsrennen statt und angeblich gewinnt meistens die Mannschaft, die hier ihre Rennboote wettbewerbsfähig macht. Am Weg zum Wat Xieng Thong kamen wir an einem Holzhaus vorbei, das eine kleine Besonderheit aufzuweisen hatte. Wenn ein Bewohner so eines Hauses stirbt, muss er über die sogenannte Bestattungstür im ersten Stock zu seiner letzten Ruhestätte gebracht werden. Wir waren in der Zwischenzeit an der Spitze der Halbinsel zwischen Mekong und Khan-Fluss angekommen und standen am Gelände des wunderbaren Wat Xieng Thong. Die Anlage wurde im Jahr 1560 von König Setthathilat erbaut und war ehemals der wichtigste Königstempel der Stadt. Heute gilt er als eines der bedeutendsten Kunstdenkmäler des Landes. Die Pagode (sim) ist im klassischen Luang-Prabang-Stil gehalten. Dabei sind die Dächer tief hinunter gezogen und die sonst schwarzen Außenmauern weisen goldene Wandmalereien auf. Ein reich dekoriertes Eingangstor öffnet den Weg in das dunkle Innere des Gebäudes, dessen Säulen und Balken ebenfalls mit prächtigen goldenen Malereien versehen sind. Eine Kapelle beherbergt einen stehenden und die Rote Kapelle einen sehr seltenen liegenden Buddha aus der Zeit des Klosterbaus. In der modernen Begräbniskapelle auf der anderen Seite des Hofes stehen der Bestattungswagen und die Urnen der königlichen Familie. Im Wat Visounnarath gibt es als eine Besonderheit die einzigartige religiöse Kunstsammlung von Buddha-Statuen in der Position „um Regen bittend“ zu bewundern. Der ursprüngliche Holzbau aus dem Jahre 1512 wurde 1887 von den zerstörungswütigen Ho-Chinesen niedergebrannt, jedoch bald darauf wieder aus Stein aufgebaut. Gegenüber steht That Pathum oder Lotos-Stupa, wegen der ungewöhnlichen Form auch Melonenstupa genannt. Das Äußere dieser Stupa erinnert an den laotischen Ursprungsmythos: der legendäre Khun Bulom soll in der Nähe von Dien Bien Phu in Vietnam einen Kürbis angeschnitten haben und es sprangen sieben Söhne heraus, welche die Thai-Lao-Familie gründeten. Gleich daneben befindet sich der Wat Aham aus dem 19. Jahrhundert mit dem beeindruckenden Heiligenschrein des königlichen Schutzgeistes Haw Phi Khon. Nach den vielen Tempeln – wir hatten aber noch lange nicht alle gesehen – war es Zeit für eine Abwechslung und unser Tourbus brachte uns in ein kleines Dorf, das für sein Webhandwerk bekannt ist. Ein angrenzender Shop bot die fertigen Endprodukte zum Verkauf an. Abends ließen wir uns vom Shuttle-Dienst des Hotels nochmals in die Stadt führen und erlebten den einen oder anderen Tempel mit Nachtbeleuchtung, was wieder ein vollkommen anderes Bild ergab. Was ich gleich zu Beginn bemerkt hatte, bestätigte sich laufend eindrucksvoll: Luang Prabang ist eine Stadt mit viel Kultur und einer Menge Charme. Die Menschen sind freundlich und die Landschaft ringsum einfach herrlich. Überall trifft man auf die safrangelb gekleideten Mönche, die täglich bei Tagesanbruch barfuß durch die Straßen ziehen, um in ihren Bettelschalen ihre Essensration von den Stadtbewohnern einzusammeln. Damit befolgen sie ihr Armuts- und Demutsgelübde, während die gläubigen Spender meinen, einen spirituellen Gewinn aus ihrer Gabe ziehen zu können. Das Wetter in Luang Prabang und Umgebung entwickelte sich leider äußerst labil und es regnete oft und stark, manchmal die ganze Nacht durch. Es war der 28. Juli und unser heutiges Ausflugsziel waren die beiden Höhlen von Pak Ou, die über eine Bootsfahrt auf dem Mekong angesteuert wurden. Sie liegen an spektakulären steil aufragenden Kalksteinfelsen ähnlich denen, die ich so oft in Vietnam gesehen hatte, direkt am Zusammenfluss von Mekong und Nam Ou. Die Höhlen symbolisieren für die einheimische Bevölkerung den Schoß der Erde, aus dem das erste Wasser des Lebens fließt, welches das Land reinigt. An den unzähligen Buddha-Figuren verschiedenster Größen, die sich in den Höhlen über die Jahrhunderte angesammelt haben, lässt sich erkennen, wie sehr die Laoten diese Stätte verehren. Doch noch war es nicht so weit, denn vor uns lagen ca. 30 Kilometer Flussfahrt stromaufwärts und ein paar Zwischenstopps bei verschiedenen weiteren Attraktionen. Für mich stellte bereits die Bootsfahrt auf dem herrlich braunen Mekong ein tolles Erlebnis dar. Es begann neuerlich, kurz stark zu regnen und die Berge um uns waren allesamt tief wolkenverhangen, eine malerische Szenerie. Das beeindruckte mich und ich wollte gar nicht aus dem langgezogenen Boot aussteigen, als wir an einer kleinen Tonkrug-Produktionsstätte im Dorf Ban Xiengmene anlegten. Die ärmlich und wenig engagiert wirkenden Betreiber konnten mich nicht wirklich überzeugen. Am Rückweg zum Boot sahen wir einen Mann, der mit einer großen Säge aus Holzstämmen Schneidebretter fertigte. Diese Arbeit gefiel mir irgendwie besser zum Ansehen. Nach einem weiteren kurzen Stück flussaufwärts kamen wir zum Wat Longkhoon, einem kleinen Tempel am Westufer, in dem die Könige traditionsgemäß drei Tage vor ihrer Krönung verbrachten. Auffallend schön sind die rot-blau-golden verzierten Eingangstore des Gebäudes. Von der Anhöhe am rechten Mekong-Ufer hatte man immer wieder einen tollen Ausblick auf Luang Prabang und seine Sehenswürdigkeiten. Die Stopps folgten nun im Minutentakt. Als nächstes blieben wir am linken Ufer an einer Reisschnapsproduktion mit Verkostung im Dorf Ban Xang Hai stehen. Es war interessant zu sehen, mit welchen Methoden und Werkzeugen hier gearbeitet wurde. Der verabreichte Schnaps schmeckte vorzüglich. Wäre ich bald in die Heimat weitergefahren, hätte ich gerne eine Flasche mitgenommen. Nach einer weiteren halben Stunde Schifffahrt erreichten wir die Höhlen. Schon die Anfahrt war ein Abenteuer, als wir am überhängenden Felsen neben ein paar anderen Booten anlegten. Eine steile Treppe führte hinauf zur ersten Höhle, die mit goldenen oder ehemals goldenen Buddhas nur so angerammelt war, ein kurioses Bild. Der Führer zeigte uns auch die Hochwassermarke aus dem Jahr 2009, wo die Fluten den viele Meter oberhalb des jetzigen Flussverlaufs liegenden Höhleneingang erreicht hatten. Im Jahr 1966 stieg das Wasser sogar noch um einige Zentimeter höher, fast unvorstellbar. Von der Höhle hatte man einen wunderbaren Blick auf die Mündung des Nam Ou-Flusses und die gegenüberliegende Karststeinformation. Eine langgezogene steilere Treppe führte zur zweiten oberen Höhle. Rechts vom Eingang sitzt ein dicker goldfarbener Schüler Buddhas. Die Höhle reicht rund 54 Meter in den Berg hinein und hat drei Kammern. Gleich beim Eingang links steht ein holzgeschnitzter Kanal mit Darstellungen eines Schwans und eines Drachens links und rechts. In einem kleinen Zeremonienschrein unterhalb des Drachens können die Buddha-Figuren gewaschen werden. In den finsteren zwei weiteren Kammern stehen und sitzen große und kleine Buddhas aller Art. Der Kontrast der Farben im Licht der Taschenlampen und der Fotoblitze wirkte irgendwie anziehend. Nachdem wir am Rückweg ein paar Ramschverkäufer passiert hatten, ging es wieder ins Boot und diesmal ohne Pause zurück nach Luang Prabang. War der Bootsführer während der Hinfahrt stets in Ufernähe geblieben, fuhren wir jetzt stromabwärts mitten am Fluss. Ich war sehr angetan und genoss die einmalige Umgebung. Zum Abschluss besuchten wir noch das Völkerkundemuseum, in dem es interessante Dokumentationen über verschiedene Minderheiten in Laos zu sehen gibt. Auch findet man dort eine Bilderserie über die ersten Heiraten vor allem ausländischer Männer mit laotischen Frauen und die damit verbundenen Zeremonien. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren solche Verbindungen unter Strafe gestellt und man konnte umgehend des Landes verwiesen werden oder sogar im Gefängnis landen. Letzter Punkt des Tages war der vietnamesische Tempel Phat-Tich direkt am linken Mekong-Ufer. Die Anlage unterschied sich naturgemäß von allen anderen Tempeln hier und führte mich zurück nach Vietnam. Er beherbergte einen größeren goldfarbenen liegenden Buddha und im Gebetssaal waren Wandmalereien mit Szenen aus Buddhas Leben zu sehen. An der schönen goldenen Stupa ragen neben der Hauptspitze noch vier kleine Türmchen in die Höhe. Es waren auch ein paar junge Mönche anwesend. Nach diesem ereignisreichen Tag wurden wir zurück ins wunderbare Gartenhotel gebracht, wo leider einiger Ärger auf mich wartete. Ich brachte meinen Computer nicht zum Laufen, egal was ich auch tat. Er zeigte nur ein schwarzes Bild und nahm keinerlei Befehle an. Da gerade Sonntag war, konnte ich über den Hotel-PC auch sonst keine Hilfe aus dem fernen Österreich herbeirufen und war somit ein wenig verzweifelt. Der letzte Tag unseres Aufenthalts vor dem Weiterflug in Laos war angebrochen und ich musste dringend mein Computerproblem lösen. Es war Montag und ich bat unseren Guide, mich zu einem einschlägigen Geschäft zu bringen. Man gab sich zwar Mühe, doch ich hätte das Notebook dort lassen müssen bei zweifelhaftem Ergebnis. Ich entschied mich dagegen und hoffte auf meinen Freund in Wien. Dann schlenderten wir durch den Phu-Si Markt in der Stadt. Es regnete wieder ein wenig und überall standen die Lacken. Der Markt bot eine große Auswahl verschiedener Erzeugnisse, vor allem landwirtschaftliche Produkte aber auch Webarbeiten der Bergstämme. Ich sah auf einem Tisch einen Riesenhaufen Glasnudeln liegen, die ich sehr gerne esse. Unser Ziel an diesem Tag war der Kuangsi-Wasserfall ungefähr 30 Kilometer südwestlich von Luang Prabang. Am Weg liegt das Dorf Ban Ouay der Hmong-Minderheit. Wir schritten am eigens für die Besucher ausgelegten Steg durch die kleine Siedlung. Alle paar Meter gab es Verkaufsstände, wo meist kleine Kinder in englischer Sprache die Produkte ihres Stammes anboten. Rund um den Holzweg war es schlammig und nass, ein trauriges Bild. Auch die Erzeugnisse empfand ich nicht gerade als Gassenhauer. Die Siedlung ist Teil eines Projekts für Tourismus-Entwicklung, was ich positiv empfand. Die Fahrt ging weiter durch eine Reihe von Reisfeldern, die ein wenig anders aussahen als in Vietnam, und auf denen gerade intensiv gearbeitet wurde. Wenn man nicht wüsste, dass diese Arbeit sehr hart ist, könnte man fast sagen, hier bietet sich ein romantisches Bild. Der letzte Stopp vor dem Wasserfall war im Dorf Ban Ou der Khamu und der Laolum Minderheiten. Hier konnte man sich die Webkunst näher anschauen, was mich nicht besonders interessierte und zusätzlich die in dieser Siedlung divergierenden Baustile zweier unterschiedlicher Stämme studieren. Auch gab es eine nette Tempelanlage zu besichtigen, in der sich einige sehr junge Mönchsschüler aufhielten. Meine Freundin wollte einem der Schüler ein kleines Präsent in die Hand drücken, was aber wider Erwarten nicht ganz funktionierte. Er deutete nur auf den Boden. Schließlich kam es noch zur erfolgreichen Übergabe. Unser Guide erklärte ihr, sie müsse die Gabe auf den Boden legen, da den Mönchen eine direkte Berührung von Frauen nicht gestattet ist. Mit den Besuchen in diversen Dörfern will man den Gästen einerseits einen tieferen Einblick in die Kultur der ethnischen Minderheiten gewähren, als auch den Stämmen die Möglichkeit geben, umgekehrt zu lernen und ihre Produkte abzusetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren wir alleine auf weiter Flur unterwegs, keine Touristen weit und breit zu sehen. Das änderte sich schlagartig, als wir den Eingang zum Wasserfall erreichten. Ein großer Parkplatz, Verkaufsläden wohin das Auge reichte und für Laos ungewöhnlich viele Menschen auf einem Fleck erwarteten uns zunächst. Im großen Dschungelpark mit schönen uralten Bäumen verliefen sich die Menschenmengen dann glücklicherweise. Gleich nach dem Parkeingang erstreckt sich ein großes gut entworfenes Bärengehege mit Tieren, die von Wilderern stammen und hier ein neues Zuhause gefunden haben. Nach einem weiteren kurzen Fußmarsch konnte man erstmals Wasser hören und sehen, allerdings noch nicht den Fall. Der mehrstöckige imposante Wasserfall stürzt über zahlreiche Kalksteinformationen in teils große Felsbecken, die zum Schwimmen geeignet sind. An einem Baum hängt ein Seil mit Hilfe dessen man über ein Becken schwingen und sich ins Wasser fallen lassen kann. Ich beobachtete ein paar Versuche, die alle gut klappten, bis auf ein Mädchen, das sich die Sache offenbar leichter vorgestellt hatte und nachher Trost bei ihrem Freund suchte. Kurz danach erreicht man die Hauptkaskade, die vielleicht 25 bis 30 Meter nach unten donnert und viel Sprühwasser freisetzt, was das Fotografieren nicht einfacher machte. Alle Stufen zusammengenommen ist der Fall weit höher, doch um ganz nach oben zu gelangen, muss man einen steilen und sehr rutschigen Weg nehmen, den wir zwar versuchten, dann aber wieder umkehrten. Ohnehin bietet sich die beste Aussicht auf der Brücke am Fuß der Hauptkaskade. Trotz der warmen Lufttemperaturen ist das Wasser nicht so warm, wie man es sich vielleicht erwartet hätte. Hat der Mekong im Vergleich laut Führer sehr warme 26 Grad Wassertemperatur, so kommt das Kuangsi-Wasser höchstens auf 22 Grad, was mir eindeutig zu kühl zum Baden erschien. Die vielen unteren Kaskaden sind sehr flach und es bilden sich treppenartig kleine Ebenen, die fantastisch zum Ansehen sind, ein echtes Naturwunder. Am Rückweg zeigte sich von einer Anhöhe aus ein weiter Blick nach Luang Prabang bis zum Flughafen und den umliegenden Bergen. Mit diesen eindrücklichen Erlebnissen ging unser Programm mit dem Guide in Laos zu Ende. Wir hatten noch einen Abend alleine und am nächsten frühen Nachmittag würde unser Flug nach Bangkok abheben. Im Hotel bemühte ich mich sofort, Kontakt zu meinem Freund nach Wien herzustellen, der mir in allen schwierigen PC- und Websiteangelegenheiten zur Seite stand. Diesmal klappte es mit der Verbindung und hörbar verzweifelt schilderte ich ihm mein Problem via Skype. Ein echter Profi findet immer eine Lösung und nicht selten sind diese überraschenderweise sehr einfach. Meine Software war steckengeblieben und da musste man das Gerät ausschalten und dann wieder einschalten. Das hatte ich auch mehrfach probiert, aber ohne Erfolg. Unter Anleitung tat ich es noch einmal, doch mit einem entscheidenden Unterschied: ich drückte die Taste viele Sekunden lang ohne auszulassen und siehe da, das Programm reagierte. Ein Kalksteinfels fiel mir vom Herzen, dachte ich doch schon, mein neues Notebook hätte frühzeitig seinen Geist aufgegeben. Das hätte ein fundamentales Problem für mich ergeben. Zum Glück kam alles anders und nach wenigen Minuten fand ich meine Entspannung wieder, die latent seit mehr als 24 Stunden verschwunden war. Es ist schon besser, mit Könnern zu kooperieren, auch wenn es gelegentlich nicht einfach ist, diese zu erreichen. Abends fuhren wir nochmals in die Stadt in unser Lieblingsrestaurant. Am Weg hielten wir noch beim Wat Nong Sikhounmuang, der uns sehr gefiel und den wir schon x-fach abgelichtet hatten. Es war gerade eine Tempelmeditation im Gange. Die Mönche saßen vor dem Altar und sangen. Das Tempelinnere war wundervoll beleuchtet und mit all den Farben und den Klängen offenbarte sich eine wunderschöne Stimmung. Ganz hinten saßen auch ein paar Europäer, welche die einmalige Gelegenheit nutzten und sich der Meditation anschlossen. Nach dem Essen wohnten wir in einem Schwesterbetrieb unseres Hotels „Villa Santi“ einer Folklore-Vorführung bei, bevor es dann endgültig zu Bett ging. Unser Besuch in Laos war bisher ein voller Erfolg und ich bedauerte, dass wir nicht noch ein paar Tage anhängen konnten. Der Tag des Abschieds aus Laos war gekommen und ich schlief mich nochmals so richtig aus, während es draußen regnete. Meine Freundin hatte dagegen ein ganz anderes Programm und war schon um sechs Uhr in der Früh in die Stadt gefahren. Sie wollte unbedingt die tägliche Almosenprozession der Mönche einmal hautnah miterleben, was ich der Uhrzeit wegen verweigerte. Ich verließ mich darauf, danach tolle Fotos und eine gute Schilderung von allem zu bekommen. Die Prozession findet bei jedem Wetter statt und die Mönche gingen tatsächlich barfuß durch die Straßen, um die Gaben der Bewohner einzusammeln. Doch trugen sie wie die Spender Regenschirme und damit wurde das ohnehin schon bunte Treiben noch um eine Facette bereichert. Laut Schilderung benehmen sich einige Touristen während der Prozession sehr schlecht, indem sie keinen gebührenden Abstand halten und den Mönchen die Kamera ins Gesicht schwenken. Die Almosenprozession dürfte bereits den Rang einer erstklassigen Touristenattraktion erreicht haben, denn meine Freundin war bei weitem nicht die einzige, die sich frühmorgens von unserem Hotel aus in die Straßen Luang Prabangs begeben hatte. Später wurden wir vom Hotel abgeholt und zum nahen Flughafen geführt. Die Verabschiedung war herzlich, so wie auch der gesamte Aufenthalt sehr angenehm verlaufen war. Unser Guide assistierte beim Einchecken, da mein Koffer noch immer ein wenig Übergewicht hatte. Ich hatte Glück und alles klappte wunderbar, vielleicht auch wegen seiner Hilfe. Mit einer halben Stunde Verspätung hob das Flugzeug von Bangkok Air ab und wenige Minuten danach konnten wir schon großartige Luftaufnahmen von Luang Prabang und Umgebung machen, zumal sich das Wetter in der Zwischenzeit bestens entwickelt hatte. |